Kumite ist heute eine der drei Säulen des modernen Karate. Dabei kommen Technik, Distanz und Timing in realistischen Kampfsequenzen zur Anwendung. Doch was genau ist Kumite? Woher kommt diese Übungsmethode? Welche Formen gibt es? Im folgenden Beitrag klären wir diese Fragen und zeigen dir, was Kumite ausmacht, wie es historisch entstanden ist und welche Varianten du heute im Dojo findest.
Was ist Kumite?
Kumite bedeutet „Begegnung der Hände“ und bezeichnet im Karate sowie in anderen Kampfsportarten eine Partnerübung, bei der die erlernten Schlag-, Fuß- und Abwehrtechniken praktisch angewendet werden. Sie ist eine Trainings- und Wettkampfform, die heute im modernen Karate neben Kihon (Grundschule) und Kata als eine von drei Säulen betrachtet wird.
Geschichte des Kumite
Im Vergleich zur Geschichte des Karate an sich und somit zu den Säulen Kihon und Kata ist Kumite als eigenständige Trainings- und Wettkampfform sehr jung. Erst nach dem Vorbild der Wettkämpfe in anderen Kampfsportarten wie Judo oder Boxen etablierte es sich im 20. Jahrhundert. Bis dahin lag der Fokus im Karate-Training überwiegend auf den Grundtechniken (Kihon) und Kata. Gichin Funakoshi1, einer der Begründer des modernen Karate, stand dem Kumite zunächst skeptisch gegenüber. Er sah die traditionellen Werte durch reine Punktkämpfe gefährdet. Gedrängt von seinen Schülern entwarf er jedoch erste festgelegte Formen, die später als Vorstufe zum freien Sparring dienten.
Nach dem Tod von Gichin Funakoshi und der Ernennung von Nakayama Masatoshi zum Präsidenten der Japan Karate Association2 (JKA) im Jahr 1958 nahm Kumite rasch an Bedeutung zu. In der Folge förderte Nakayama schließlich die Einbindung von Wettkämpfen ins Karate. Bereits zweieinhalb Jahre nach seiner Ernennung organisierte die JKA die ersten All Japan Karate Championships.
Formen des Kumite
Im Karate unterscheidet man abhängig von der Stilrichtung grob in acht verschiedene Formen, wobei sich diese in Anfänger- und Fortgeschrittenen-Formen einteilen lassen.
Anfängerformen
Für Anfänger entwickelt sind: Kihon-Ippon-, Kihon-Sanbon- und Kihon-Gohon-Kumite. Sie enthalten festgelegte Angriff-Abwehr-Gegenangriff-Techniken, die unterschiedlich oft erfolgen. Bei diesen Kumite-Formen geht es um die Schulung grundlegender Techniken, also Verfeinerung der Abwehr- und Angriffstechniken sowie ein Gefühl für Distanz, Rhythmus und Timing zu entwickeln.
Fortgeschrittenenformen
Daneben gibt es Partnerübungen für Fortgeschrittene wie zum Beispiel Jiyu-Ippon-, Okuri-, Kaeshi-, Happo- und Jiyu-Kumite. Die fortgeschrittenen Formen setzen alle auf das im Grundlagentraining erworbene Distanz- und Timing-Gefühl, unterscheiden sich jedoch teilweise deutlich davon. Die Angriff-Abwehr-Gegenangriff-Sequenzen entwickeln sich weg von starren hin zu immer freieren und spontaneren Abläufen. Im Gegensatz zu den Formen für Anfänger dienen sie nicht primär der Technikverfeinerung, sondern der Schulung der Wahrnehmung, der Anpassungsfähigkeit und der mentalen Kontrolle unter wachsender Unvorhersehbarkeit.
Fazit
Kumite als Partnerübung im Karate hat sich im modernen Stil zu einer festen Säule entwickelt. Bei dieser Partnerübung werden die im Kihon und in der Kata erworbenen Techniken angewendet. Durch die verschiedenen Formen lernen Kinder und Jugendliche Schritt für Schritt, Distanz, Timing und Technik unter wachsender Freiheit und Spontanität zu meistern.
Wir betreiben bei Karate Centrum Stuttgart (KC Stuttgart) schwerpunktmäßig das freie Kampftraining, bei dem weder Angriffs- noch Abwehrtechnik vorausgesagt werden.
Fußnoten
- Gichin Funakoshi war Meister und Begründer des Karatestils Shotokan. ↩︎
- Die JKA ist eine weltweit bekannte und in über 100 Ländern vertretene Karateorganisation im Shotokan-Stil mit Sitz in Tokio. Sie wurde 1949 von einer Gruppe um Nakayama Masatoshi gegründet und im Jahr 1957 vom japanischen Bildungsministerium als erste Karate-Vereinigung in Japan offiziell anerkannt. Die JKA war von 1964 bis 2014 in der Japan Karate Federation (JKF) organisiert, die wiederum der World Karate Federation (WKF) angehört. Am 10. März 2014 wurde die JKA als nicht kooperativ eingestuft und somit aus der JKF ausgeschlossen. ↩︎